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Gästeseite

Die verletzte Erdkröte




Anfang Juni 2003 erhielten wir von M a r i o n aus Bietigheim-Bissingen folgende E-Mail:

Hallo, ich würde Sie gerne um etwas Fachwissen zum Thema Erdkröten bitten. Montag Abend habe ich beim Radfahren eine schwer verletzte Erdkröte gefunden, die ich seitdem mit einem flüssigen Reptilienfutter-Konzentrat "aufpeppel". Sie muß einen schweren Schlag gegen den Kopf erlitten haben: bis vor 2 Tagen hat sie regelmäßig aus den Augen geblutet, und ihre Zunge ist ein einziger Bluterguß. Seit gestern geht es ihr aber zum Glück schon viel besser. Ich würde bloß gerne wissen, wie sich Kröten unter "normalen", also gesunden, Umständen verhalten. "Pierre" sitzt fast den ganzen Tag auf einem Stein und bewegt sich nur selten. Sind Kröten von Natur aus eher träge, oder liegt es daran, daß er noch sehr geschwächt ist? Ich freue mich über alles, was Ihnen zu dem Thema einfällt, weil ich mich leider (noch) nicht mit Kröten auskenne - auf jeden Fall bin ich froh, jemanden gefunden zu haben, der diese Tiere ernst nimmt und nicht mit " Iiiieh" oder "Tritt doch drauf" reagiert!
Vielen Dank im Voraus sagen Marion und Pierre!!


Wir antworteten:

Hallo Marion, Glückwunsch zu Ihrem offenbaren Erfolg, einer schwer verletzten Erdkröte zu helfen. In solch eine Problematik waren wir noch nicht verwickelt. Offensichtlich hatten Sie da wie man so sagt "ein gutes Händchen" - sowohl was das Futter als auch was das Füttern betrifft. Erdkröten sind eigentlich nachts aktiv und bewegen sich tags sehr wenig, und wenn, dann behäbig und betont langsam. Sie können Minuten eine bestimmte Haltung einnehmen und verharren, dann erst sich irgendwie entscheiden und weiter vorangehen. Im Wasser allerdings können sie recht schnell sein. Wenn "Pierre" gern auf einem Stein sitzt, ist zu beachten, dass er da nicht austrocknet. Ist der Stein irgendwie in einem Feuchtgebiet? Die eigentliche Nahrung besteht vorwiegend aus Käfern, Ameisen, Fliegen und Schnecken. Vielleicht sollten Sie versuchen, davon etwas zu bieten. Die Erdkröte fixiert ihre Beute zunächst ein Weilchen mit den Augen. Wenn sie noch zu krank ist und das nicht vermag, sollten Sie es vielleicht mit einer langsamen Schnecke versuchen. Das Wichtigste scheint uns zu sein, dass das arme Tier dank Ihrer Hilfe wahrscheinlich und hoffentlich das Ärgste überstanden hat. In der Regel werden die Tiere dann schon von allein mobil. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns gelegentlich vom Erfolg Ihrer Behandlung und von der Genesung des Tieres berichten könnten. Vielleicht lässt sich Ihre Erfahrung auf unserer Gäste-Seite auch für andere Homepage-Besucher kundmachen.
Freundliche Grüße Traude und Gerhard


Daraufhin entwickelte sich ein E-Mail-Austausch, den wir hier wiedergeben, weil wir denken, dass er auch für andere Besucher unserer Homepage von Interesse ist, zumal wir auch mit Fotos aufwarten können. Zunächst erhielten wir folgende Mail:

Hallo Herr und Frau Ebert, vielen Dank für die schnelle Antwort! Die Steine, auf denen Pierre gerne sitzt, sind leider nicht in einem Feuchtgebiet, sondern in einem Karton. Meine Tierärztin hat mir dazu geraten, weil er in der Freiheit eine schnelle Beute wäre. Er ist noch immer auf beiden Augen blind und kann auch nur sehr mühsam Flüssigkeit schlucken. Aber er wird regelmäßig mit Wasser angesprüht, buddelt sich in der Erde ein, oder setzt sich in sein Planschbecken. Gestern fand auch seine Verstopfung ein Ende (in Größe seiner Hinterbeine!!). Also insgesamt ist er auf dem Weg der Besserung. Bloß die Augen machen mir Sorgen. Falls er nie wieder sehen kann, kann er folglich auch nicht selbständig fressen. Na ja, drücken wir ihm die Daumen - ein tapferes Kerlchen ist er ja. Falls Sie möchten, kann ich sie gerne auf dem Laufenden halten.
Nochmals vielen Dank, Gruß, Marion Gosch
PS: Haben Erdkröten eigentlich Giftdrüsen am Körper?


Wir reagierten mit folgender Mail:

Hallo Marion, Dank für die neuerliche Information. "Pierre" scheint ja ärger krank zu sein, als wir dachten. Wenn eine Tierärztin die Erdkröte angesehen hat, ist das ja schon mal sehr wichtig. Besonders hinsichtlich der Augen. Bei Erdkröten sind die Augen nämlich grundsätzlich so rötlich gefärbt, und wir hatten gehofft, dass Sie sich da nur getäuscht haben. Also hoffen wir nach wie vor das Beste für das Tier. Es scheint sich ja in seinem Domizil irgendwie wohl zu fühlen. Gibt es eigentlich Fotos? Wir würden den ungewöhnlichen "Fall" gern unter "Marions Erdkröte" in unsere Homepage (Gästeseiten) aufnehmen. Was die "Giftdrüsen" betrifft, so ist zu sagen, dass Erdkröten Abwehrsekrete ausscheiden können. Schon bei den Kaulquappen beobachten wir, dass Fische, die danach geschnappt haben, sie wieder ausstoßen. Und ein Teichfrosch, der sich auf eine Rangelei mit einer Erdkröte eingelassen hatte, hat deutlich unangenehm reagiert. Zu sehen auf unserer Homepage unter Tier-Tagebuch und unter Frosch-Notate (Wohnrechts-Angelegenheiten).
Alles Gute für Sie und natürlich Pierre... Freundliche Grüße Traude und Gerhard Ebert


Prompt erhielten wir diese Mail:

Guten Morgen, es gibt jede Menge Fotos. Allerdings muß ich den Film noch entwickeln lassen. Kann ich Ihnen die Bilder auch per Post schicken? Ich habe nämlich noch keinen eigenen Scanner. Übrigens bin ich froh zu hören, daß Erdkröten von Natur aus rötliche Augen haben. Er ist zwar auf beiden blind, aber dann ist wohl eines davon immerhin von der Farbe und Größe her normal. Das andere sieht schlimm aus: Die obere Hälfte tritt deutlich aus der Augenhöhle hervor, und der untere Teil ist ganz flach. Zum Glück habe ich von meiner Tierärztin eine antiseptische Augensalbe bekommen, mit der ich ihn 2 x täglich traktiere. Beim Frühstück vorhin war er auch mal wieder "hyperaktiv", und jetzt erkundet er gerade seine Umgebung. So, das war's zu den "Neuigkeiten". Danke für Ihr Interesse an dem Kleinen; ich melde mich dann wieder, wenn's was Neues zu berichten gibt, oder die Fotos da sind.
Freundliche Grüße, Marion


Und wir antworteten:

Hallo Marion, Dank für die jüngste Mail. Selbstverständlich können Sie uns Fotos per Post schicken. Unsere Adresse: G.Ebert, ... Wir bereiten die Juli-Ausgabe unserer Homepage vor, und da würden wir unter den Gästeseiten unter "Marions kranke Erdkröte" unsere Mail-Korrespondenz und Fotos aufnehmen. Das Schicksal des Tieres würde gewiss auch andere Besucher interessieren. Übrigens: Wenn Pierre seine Umgebung erkundet, ist das ja wohl ein gutes Zeichen! Ihm alles Gute! Und Ihnen natürlich auch. Dies für heute...
Beste Grüße Traude und Gerhard Ebert


Immer waren wir ein wenig in Sorge, es könnte eine Mail eintreffen, mit der uns eine schlimme Botschaft über „Pierres“ Gesundheit mitgeteilt werden musste. Aber nein, Marion hat offenbar wirklich ein „gutes Händchen“! Wir erhielten diese Mail:

Hallo mal wieder, ich hoffe, daß ich Ihnen noch nicht auf die Nerven gehe, aber ich muß die neuesten "Erfolge" unbedingt mit jemandem teilen: Pierre ist zwar noch blind, aber das schlimme Auge sieht inzwischen genauso normal aus wie das andere. Außerdem läßt er sich ab und zu auch schon Hackfleisch schmecken - wenn auch nur in kleinen Mengen, weil das Schlucken ihm noch schwer fällt. Gestern konnte er endlich in ein Aquarium umziehen, wo er mehr Bewegungsfreiheit hat. Zur Zeit fotografiere ich mit einem 800er Film, damit nach dem Einscannen auch noch etwas zu erkennen ist. Sobald ich die Bilder habe, schick' ich sie gleich los. Schade, daß Sie so weit von uns weg wohnen, sonst könnte ich den Kleinen nach seiner Genesung bei Ihnen am Teich aussetzen. Langweilig wird's da sicher nie, oder? So, das war's auch schon. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie (samt tierischem Anhang) ein schönes Wochenende, und drücken Sie weiterhin so fleißig die Daumen - scheint zu helfen!
Freundliche Grüße, Marion und natürlich Pierre.


Und wir reagierten:

Hallo Marion, ich werde die Bilder scannen und dann zurückschicken. Eine Seite über die kranke Kröte erscheint dann in unserer Ausgabe 7/2003.
Schönes Wochenende und freundliche Grüße!
Gerhard


Am 23. Juni 2003 kam der Brief mit den Fotos. Hier zunächst der nette Brief:



Und nun die Fotos:


Pierre in seinem „Pool“


Pierre auf Entdeckungsreise


Pierre wird auf Händen getragen...


...und das gefällt ihm offenbar


Pierre im Karton
(Hier deutlich zu erkennen die Behandlung mit Augensalbe)


Pierre wird mit Konzentrat gefüttert

Wir wünschen Marion weiter Erfolg bei ihrer sorgfältigen und geduldigen Pflege von „Pierre“, der schlimm verletzten Erdkröte...

Inzwischen ist Zeit vergangen. Wir erhielten per Mail eine Anfrage, was denn nun aus der Erdkröte geworden sei. Wir fragten bei Marion an, und sie antwortete Mitte Mai 2004:


Hallo Herr Ebert,
vielen Dank für Ihr Interesse an Pierre. Es geht ihr hervorragend. Inzwischen hat sie ihren ersten Winterschlaf (im Kühlschrank) hinter sich und ist bei bester Gesundheit. Das einzige, das dagegen spricht, sie an einem See auszusetzen, ist ihr blindes Auge. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen gerne einige Fotos zukommen lassen.
Liebe Grüße Marion


Aber die Fotos trafen nicht ein. Inzwischen schreiben wir 2008. Was ist aus „Pierre“ geworden?
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